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Listen to your heart

So, jetzt habt Ihr hoffentlich erstmal einen Ohrwurm!

Nach drei Tagen und gerade mal knapp 50 Meilen liege ich in meinem Zelt neben dem Squaw Creek auf nur noch 3113m, wo wir uns die letzten Tage zwischen 3500m und 3900m rumgetrieben haben.

Nach einem erholsamen Tag mit Karla sind Wildernessie und ich am Donnerstag Morgen kurz oberhalb des Monarch Passes auf eine 117 Meilen (188km) lange Etappe gestartet. Karla hat uns netterweise zum Trailhead gefahren, und jetzt heißt es Abschied nehmen. Vielen Dank für Deine Gastfreundschaft und Hilfe, Karla!

Wir haben Essen für sieben Tage dabei und sind guter Dinge, denn wir müssen im Schnitt nur 16,7 Meilen pro Tag schaffen. Wir kommen gut voran, und auch auf diesem Abschnitt erkenne ich wieder viele Stellen wieder, jetzt allerdings ohne Schnee. Relativ bald sind wir hoch oben auf dem Divide auf 3800m. Die Aussicht ist herrlich.

Gegen Nachmittag bilden sich Quellwolken, und schon bald werfen wir für kurze Zeit unsere Regenjacken über. Dann wird es heftiger, und wir sind nicht weit von einem Gewitter entfernt. Der Weg geht meistens auf der Wasserscheide entlang, und als wir an eine tiefergelegene flache Stelle kommen, entscheiden wir, hier die Zelte aufzubauen, bevor wir richtig nass sind. Leider ist es erst kurz nach 17 Uhr, und wir haben auch erst 14,5 Meilen, aber es macht keinen Sinn weiterzugehen, sonst wären wir dem Wetter zu sehr ausgesetzt.

Inzwischen sind wir an einem Abschnitt angekommen, den wir 2016 abgekürzt haben. Also CDT-Neuland für mich.

Am nächsten Morgen ist immer noch alles nass und klamm, aber das Wetter ist wieder schön. Gleich zu Beginn wartet ein großer Aufstieg auf uns, und es ist schwer für uns, in die Gänge zu kommen. Hier oben auf 3700m ist die Luft einfach viel dünner und wir sind auch beide nicht besonders fit. So schleichen wir die Berge hoch.

Zudem gibt es wenig verlässliche Wasserquellen und wir tragen teilweise 3-4 Liter Wasser plus das Essen für immer noch sechs Tage.

Nachdem der große Anstieg geschafft ist, sind wir optimistisch, dass wir die fehlenden Meilen vom Vortag wieder reinholen können. Es geht jetzt immer 100-300 Höhenmeter rauf und dann wieder runter. Wir trocknen in einer Pause die nassen Zelte und Schlafsäcke. Und wieder bilden sich Quellwolken am Nachmittag. Gegen 17:30 Uhr, auf dem Weg, unsere Tagesmeilen wegzuarbeiten, laufen wir, wie den ganzen Tag schon, ausgesetzt über bewaldete Bergrücken. Donner und Blitz sind nur noch drei Sekunden auseinander. Als wir ein bisschen tiefer gelegen eine flache Stelle für ein Zelt finden, bauen wir schnell meines auf und klettern hinein. Wieder nicht mit unserem Tagesziel. Unsere Laune sinkt enorm.

Der Plan, die 117 Meilen zu machen, wird über Bord geworfen. Der neue Plan, es noch 52 Meilen weiter bis zum Stony Pass zu schaffen, wird geboren. Missmutig schlafen wir ein. Das einzig Tolle: vermutlich habe ich die Ohren eines Wolfes gesehen, aber dann war er auch schon verschwunden.

Heute morgen sind wir erneut nass gestartet. Nach einigen An- und Abstiegen sind wir an einer schmalen Stelle namens Knife Edge vorbeigekommen. Über einem ragen die Felsen und neben einem geht es steil hinunter.

Die Aussicht auf die Berge und Seen ist herrlich, aber wir sind beide nicht gut drauf, und vor allem bewegen wir uns nach wie vor wie Schnecken im Rentenalter ohne Brille. Jeder Schritt ist mühsam und wir träumen uns beide in tiefer gelegene, flache Gegenden.

In einer Pause frage ich Wildernessie, was sie jetzt tun würde, wenn es eine Möglichkeit gäbe, jetzt hier rauszuwandern auf einem kürzeren Pfad. Sie sagt, sie würde es sofort tun. So entscheiden wir, dass wir auf unser Herz hören, das leider, trotz der wundervollen Szenerie, hier oben nicht glücklich ist. Ein paar Meilen weiter gibt es den Squaw Creek Trail, über den wir in 10 Meilen einen Stausee mit Campingplatz erreichen. Da Sonntag ist, hoffen wir, dass wir eine Mitfahrgelegenheit in eine Stadt bekommen.

Tja, uns fehlt wohl die Fitness, die wir 2016 auf den 650 Meilen durch New Mexico erlangt haben. Fakt ist, dass wir uns schon auf der ersten, vier Tage langen Sektion gequält haben. Und auch jetzt, obwohl wir die Tagesmeilen runtergeschraubt haben, wollte es uns einfach nicht gelingen. Ein komisches Gefühl, den Weg abzubrechen, aber schließlich soll es ja Spaß machen.

Ich hoffe, Ihr seid nicht allzu enttäuscht!? Als Entschädigung will ich mit Euch allen Lagerfeuer am See machen und Radler trinken!

Ein Elch!

Prost! Ich schlaf dann mal!

Eure Prinzess Cheezy

Kommentare zu “Listen to your heart”:

  1. Liebe Simone,

    enttäuscht, so ein Blödsinn – wie Du selber schriebst, es soll Spaß machen!
    Liebe Grüße aus Freiburg
    Karola

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