Allgemein, CDT 2016

Etappe 70: Schotterpiste nach Rawlins

Do.,14.07.2016 / ca. 38 Meilen (= 60 km!!!)

Was soll ich sagen? Ich bin total geschafft! Nachdem wir heute Morgen die Landkarten studiert haben, haben wir beschlossen, aus 58 Meilen 38 zu machen und entlang der Schotterpiste zu laufen. Auf der Karte sind einige Bäche entlang der Straße eingezeichnet, aber wir nehmen trotzdem sicherheitshalber jeder drei Liter Wasser mit.
Wir laufen wieder die meiste Zeit zusammen und können uns gut unterhalten, weil es kaum Steigung hat.
Die Umgebung hat sich stark verändert. Niedrige Hügel und Tafelberge, die mit Gras bedeckt sind. Kaum noch Bäume, dafür wieder Sagebrush (Wüsten-Beifuß), wie in New Mexiko.
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Nach etwa drei Meilen kommen wir an ein Straßenschild, auf dem steht, dass es 34 Meilen nach Rawlins sind. Ich denke, jeder von uns denkt für sich darüber nach, ob wir es bis Rawlins schaffen könnten. Als wir nach einer Weile zum ersten Bach kommen, der aber komplett alkalisch ist, sprechen wir zum ersten Mal zusammen darüber, ob wir es schaffen könnten. Wir sind uns einig, dass es davon abhängt, ob wir trinkbares Wasser finden, oder nicht. Zudem hoffen wir, dass Autos anhalten, die an uns vorbeifahren und uns mit Wasser aushelfen können.
Also weiter geht’s. Wir hoffen, an einem Wasserreservoir gutes Wasser zu finden, aber leider ohne Erfolg. Dafür halten gegen Nachmittag endlich Autos an, und wir bekommen kaltes Wasser, Gatorade und sogar eine riesen Flasche Multivitaminsaft. Unterwegs treffen wir einen Wanderer, Smelly Jesus aus Israel, den wir schon öfter getroffen haben und 12 Meilen vor Rawlins treffen wir Snap Shot,den wir auch schon kennen. Er ist einer der Kriegsveteranen, die den CDT wandern, um ihre Kriegserlebnisse zu verarbeiten. Sie werden begleitet und müssen immer an bestimmten Tagen an ihren Treffpunkten ankommen. Deshalb hat er einen der Begleiter angerufen und wird abgeholt. Als sie später an uns vorbeifahren, geben auch sie uns noch einmal Wasser.
Etwa 11 Meilen vor Rawlins wird die Straße asphaltiert, und obwohl wir jetzt schon etwa 27 Meilen gelaufen sind, fühlen sich meine Füße und Beine noch einigermaßen gut an. Erstaunlich ist, dass es erst halb fünf ist!
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Nach etwa drei Meilen auf dem Asphalt tun die Füße und auch die Knie dann weh, und wir machen eine Pause. Buttercup wäre an der Stelle einfach weitergelaufen, weil ihm auch die Füße weh tun, und er nach Pause immer lange braucht, bis der Schmerz wieder nachlässt. Allgood nimmt Schmerzmittel und ist dann nicht mehr zu stoppen. Die beiden rennen voraus, Maverick und ich legen je eine Socke unter unsere Schuheinlagen, damit wir mehr Puffer haben, trocknen unsere Füße und Socken und laufen dann in unserem Tempo weiter. Die ersten Minuten nach der Pause sind immer schlimm, bis man sich wieder ans Laufen gewöhnt hat. Wir unterhalten uns gut, und so vergehen die nächsten sechs Meilen ziemlich gut. Dann sehen wir die Stadt, und sie scheint nicht näher zu kommen.
Eine kurze Abwechslung bringt eine Klapperschlange, die mich plötzlich von der Straßenseite anklappert. Sie ist halb aufgerollt, kann also springen, wenn sie möchte. Nur wenn sie aufgerollt sind, können sie so weit springen, wie sie lang sind. Wir treten schnell zurück und betrachten sie dann aus der Ferne.
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Kurz vor der Stadt machen wir noch einmal kurz Pause, um dann die letzten 2-3 Meilen hinter uns zu bringen. Wir bekommen eine Nachricht von Allgood und Buttercup, dass sie im Thai Restaurant auf uns warten.
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Die letzte Meile schaffe ich kaum. Ich bin so erschöpft und komme kaum noch voran. Um kurz vor 21 Uhr kommen wir im Restaurant an und schaffen es gerade noch, zu bestellen, bevor die Küche schließt.
Als ich am Tisch sitze, fällt alles in mir zusammen und mir kommen mal wieder die Tränen (ich alte Heulsuse…). Mir läuft es eiskalt den Rücken hinunter und durch den ganzen Körper. Meine Hüften, Knie, Schenkel und Füße tun weh, aber alles scheint in Ordnung zu sein. Nur die Haut an meinen Schenkeln macht mir Sorgen. Sie ist rot gefleckt und ein bbisschen pustelig. Ich hatte das schon ein paar Mal hier auf dem CDT und dachte, es liegt an den Gräsern. Aber heute gab es keine Gräser und schon gar nicht am Oberschenkel. Hoffentlich erholt sich die Haut wieder, und vermutlich kaufe ich mir in Rawlins für die kommende Wüsten-Woche eine ganz leichte und ganz helle Hose.
Nach einem leckeren Essen, das ich allerdings erst im Hotel schaffe, fertig zu essen, fahren wir mit dem Taxi ins Hotel. Schnell duschen wir alle. Zum Glück hat dann die Bar schon geschlossen, und ich kann endlich die Beine hochlegen.
Erschöpfte Grüße
Princess Cheezy
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14 Kommentare on “Etappe 70: Schotterpiste nach Rawlins

  1. Liebe Simone,
    bei den meilen wundert es mich nicht dass du geschafft bist!
    Tolle Leistung.
    Die Landschaft erinnert etwas an die Argentinische Pampa.
    Liebe Grüsse Pat

  2. Liebe Moni , wahnsinnig was du machst . Respekt, du bist hier schon Gesprächathema Nr.1. Alle fragen nach dir.:-) Pass auf dich auf. Liebe Grüße Ute

  3. Nach 60km hätte ich wahrscheinlich auch geheult….wenn ich sie geschafft hätte….so nach drei Tagen vielleicht?!? Ihr werdet ja Streckentechnisch immer verrückter!?
    Ruh dich gut aus!!

  4. Hi Simone,
    Du bist unsere Heldin. Wer kann 60 km am Tag laufen? Bald kommt Verstärkung und neues Material. Halt die Ohren steiff!

  5. Juhu hab schon von der equipment Weltmeisterschaft gehört! Saugut! Muss noch viel nach lesen, hatte zuletzt keine zeit…. frage mich aber mit leichtem grusel, wie smelly jesus wohl riecht …..

    1. Viel Spaß beim Nachlesen! Smelly Jesus saß mal neben mir und ich habs nicht gerochen. Vielleicht hat seine Hygiene sich verbessert, nachdem er den Trailnamen bekommen hat…

  6. Liebe Moni!Du bist echt tapfer und ich bin stolz auf meine little sister! Gute Besserung für Deine Haut und Deine Füße! Pass auf Dich auf! Ich denke an Dich!
    Liebe Grüße von
    Petra

  7. Hi Cheezy,

    das mit der Heulerei ist so ne Sache……….Elektrolyteverlust sag ich da nur.
    Ich verstehe ja, dass die Emotionen raus müssen. Klar aber gleich so überschwenglich? Reicht da nicht ein kurzes aber inbrünstiges „OK geschafft“?
    Die Tränenflüssigkeit besteht neben Wasser aus verschiedenen Proteinen (unter anderem Immunglobuline) und Enzymen (unter anderem Lysozyme), anorganischen und stickstoffhaltigen Substanzen sowie Kohlenhydraten sowie deren Metaboliten und 9 Gramm pro Liter (0,9 %) Kochsalz entsprechend einer Isotonischen Kochsalzlösung. Die chemische Zusammensetzung ändert sich beim Weinen. Die Zusammensetzung hängt auch von der Ursache der Tränen ab; emotionale Tränen enthalten bis zu einem Viertel mehr Proteine als Reflextränen.
    Also Refelxtränen sind OK aber emotionale Tränen sind kritisch.

    —————Aber hatte ich das schon erwähnt, dass du der Helle Wahnsinnbist, da ist alles erlaubt.

    Eine Detailfrage:
    Wie zum Geier stellt man fest, dass Wasser alkalisch ist?
    Schwimmen da Laugenhörnchen drin?
    Oder habt ihr „Dr. Snuggels tragbares Chemielabor für den ambitionierten Wanderer von morgen“ dabei?

    Alos diese Etappe bekommt von mir 10 Punkte.
    War alles dabei.
    Ihr habt alles gegeben, endlose Straßen, schön Schlange geärgert ( das gibt immer extra Punkte),
    mal was anständiges gegessen, Emotionen gezeigt….
    Super.
    Nur Allgood wird leider disqualifiziert wegen Doping.
    Ja die Regeln sind hart.
    LG

    1. Oh ja, die Regeln sind hart. Und ne Heulsuse bin ich nunmal!
      Das Wasser und auch die Luft haben gestunken und das Wasser hat ne eklige Farbe. Da reicht der gesunde Hikerverstand, um das nicht zu trinken!
      Vielen Dank für die 10 Punkte und das Lob! Könnt ich grad wieder heulen…
      Liebe Grüße

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